DIE REGION
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Schon der Name macht klar, dass es sich
bei Fähr-Lobbendorf um eine – einstmalige
– Übersetzungsmöglichkeit über die
Weser handelt. Zwischen Vegesack und
Blumenthal gelegen, kann der Ort auf
eine dementsprechende Erwähnung seiner
Weserfähre im 14. Jahrhundert zurückblicken.
Nachweislich gab es dort
1399 eine Fähre. Einige Quellen besagen,
dass die Eigentümer dieser Fähreinrichtung
die Ritter von Oumünde (Aumund)
waren, die auch die Zollhoheit und in
Lemwerder das Zehnten-Recht besaßen.
Möglicherweise verkaufte Johann von
Oumünde Anfang des 14. Jahrhunderts
die gesamte Fähreinrichtung mitsamt
Zollhoheit für 12 Mark an die Stadt Bremen.
Geprägt wurde der Vegesacker Ortsteil
damals vornehmlich durch den Fährgrund,
eine tiefe Schlucht, deren Grundwasser
einen Fahrweg zur Weser bot. Die
Schlucht war 800 m lang, 30 m breit und
15 m tief.
Zu Lande führte der Weg nach Blumenthal
nördlich um dieses Gewässer herum.
Der Fährgrund wurde im Laufe der Jahre
zugeschüttet und war damit lange Zeit
ein übler Abfallplatz. Heute ist der Fährgrund
mit seinen Grünanlagen und den
gepflegten Häusern ein erfreulicher Anblick.
Außerdem befindet sich hier seit
1965 eine Badeanstalt, das Freizeitbad
Vegesack – das Fritz-Piaskowski-Bad –, als
Anlaufpunkt für Wasserspaß jeglicher Art
und Austragungsort internationaler
Schwimmfeste.
Vulkanische Vergangenheit und
süße Gegenwart
Sicherlich fast jedem bekannt ist ein Betrieb,
der im Ortsteil bis 1996 einer der
wichtigsten Arbeitgeber von ganz Bremen
Nord war: die Bremer Vulkan-Werft.
Die Großwerft baute Schiffe aller Kategorien:
Fracht-, Passagier- und Containerschiffe,
Tanker, Fischdampfer, U-Boote,
Fregatten und andere.
Bis zur Insolvenz 1997 gehörte die Vulkan
Werft zu den großen Werften Europas.
Zusammen mit den Schiffen der Vorgängerwerft
entstanden mehr als 1.000
Schiffe auf dem Bremer Vulkan. Auf dem
ehemaligen Gelände der Werft befinden
sich jetzt über 60 Betriebe mit circa 1.500
Arbeitsplätzen.
Das Klinikum Bremen-Nord mit seiner
Lage in Fähr-Lobbendorf ist heute einer
der größten Arbeitgeber im Stadtteil
Vegesack. Mit acht Fachdisziplinen sowie
angeschlossenen Instituten und Ausbildungsstätten
versorgt es seine Patientinnen
und Patienten individuell auf medizinisch
wie pflegerisch hohem Niveau.
Und zum Schluss noch eine kleine Überraschung
für alle Liebhaber von handgemachten
Hustenbonbons. Eine ganz und
gar typische Bremensie wird immer noch
in Fähr-Lobbendorf hergestellt: der Bremer
Babbeler! Wegen seines Pfefferminzgehaltes
wurde er auch scherzhaft als das
längste Hustenbonbon der Welt bezeichnet.
Erfunden wurde er 1886 von dem
Utbremer Konditormeister und Bonbonkocher
Albert Friedrich Bruns.
Bremer Babbeler
Man geht davon aus, dass der Volksmund
der Zuckerstange diesen Namen gab,
weil man sie zum Genuss ständig im
Mund (plattdeutsch: „Babbel“) lassen
musste und sie dabei ziemlich klebrig
wurde. Die einzigen Fertigungssstätten
sind heute nur noch die Firma Germann
in der Neustadt und die Firma A. F. Bruns
Süßwarenfabrikation in Bremen-Nord.
Gerald Bruns, Urenkel des Friedrich Bruns
fertigt noch heute in 4. Generation Babbeler
in bewährter Handarbeit an. Erhältlich
sind die Babbeler traditionsgemäß auf
dem Bremer Freimarkt, natürlich auf dem
Vegesacker Markt und in einigen Geschäften
in der Innenstadt sowie im Internet
bei einigen Onlinehändlern.
Als schriftstellerische Köstlichkeit taucht
die Süßigkeit im Krimi „Babbeler für Stelljes“
von H.-D. Scheer auf.
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